Presse Archiv 2016

Medikamentensicherheit: Was Gesundheitsberufe und Patienten tun können

Mehr Sicherheit für die Patienten, eine verbesserte medizinische Versorgung der Bevölkerung und die Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz zählen zu den Hauptanliegen der Plattform Patientensicherheit. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit aus Deutschland sowie der in der Schweiz beheimateten Stiftung für Patientensicherheit wurde 2015 erstmals der Internationale Tag der Patientensicherheit ausgerufen. In diesem Jahr steht der Tag ganz im Zeichen der Medikamentensicherheit. Im Vorfeld informierten Expertinnen und Experten im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch über die vielfältigen Aspekte der Medikamentensicherheit und präsentierten Beispiele aus der Praxis.

Selbstverantwortung der Patienten im Mittelpunkt

Die Plattform Patientensicherheit habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Sicherheit für Patienten zu erhöhen und eine Fehlerkultur zu schaffen, die zur Vermeidung von Fehlern beitrage, sagte Brigitte Ettl, ärztliche Direktorin im Krankenhaus Hietzing und Präsidentin der Plattform Patientensicherheit, in ihrem Eröffnungsstatement.

Besonderes Augenmerk sei auf die Selbstverantwortung der Patienten zu legen, so Ettl weiter. „Wir empfehlen den Patienten, eine genaue Medikamentenliste zu führen, in die sie verschreibungspflichtige, rezeptfreie, homöopathische und pflanzliche Mittel eintragen. Auch Vitaminpräparate und sonstige Nahrungsergänzungsmittel werden in diese Liste eingetragen“, führte Ettl aus. Die Liste ermögliche einen raschen Überblick, welche Medikamente wann und in welcher Dosis genommen werden müssten. Zudem könnten gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen so schneller festgestellt werden. Die Aufzeichnungen seien in jedem Fall ein hilfreicher Überblick, sowohl für Patienten als auch für medizinisches Personal, vor allem im Notfall. Ettl: „Die Plattform Patientensicherheit hat eine Checkliste erarbeitet, die ab sofort über unsere Website abrufbar ist. Die Patienten können die Checkliste ausdrucken und ihre Medikamente eintragen.“

Der Tag der Patientensicherheit sei ein wichtiges Instrument, um sowohl Gesundheitsberufe als auch Bevölkerung auf unterschiedliche Aspekte der Patientensicherheit aufmerksam zu machen, betonte Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin im Gesundheitsministerium. "Wir wollen das Gesundheitssystem laufend an die höchsten Qualitätskriterien anpassen und die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung durch Information und verbesserte Kommunikation stärken“, sagte Rendi-Wagner. Die Sicherheit für Patientinnen und Patienten werde regelmäßig geprüft, gemessen und transparent gemacht. „Es ist uns wichtig, dass die Patientinnen und Patienten informiert und aktiv in den Versorgungsprozess eingebunden sind.“

Fehlerkultur – Problemfeld Polypharmazie

Medikamentensicherheit hänge weitgehend vom Umgang der Gesundheitsberufe und Patienten mit Arzneimitteln ab. Auch der rechtliche Rahmen sei wichtig, sagte Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK): „Die rasante Entwicklung der Medizin, die Spezialisierung, aber auch technische und pharmazeutische Innovationen haben zu einer starken Zunahme der Medikamentenanwendungen geführt. Das Bemühen um Vermeidung und Erkennen von Fehlern wie auch das Lernen aus Fehlern muss Teil der Kultur in Einrichtungen des Gesundheitswesens sein.“

Eine besondere Herausforderung sei die Polypharmazie, also die Verordnung von fünf oder mehr Medikamenten. Dadurch steige die Wahrscheinlichkeit von Interaktionen und damit auch von Nebenwirkungen. „Gleichzeitig nimmt mit steigender Zahl an Medikamenten auch die Verlässlichkeit der Patienten bezüglich Compliance und Einnahmegenauigkeit ab“, warnte Wechselberger. Auf die vielfältigen Fehlerquellen, die Medikationssicherheit beeinträchtigen könnten – etwa unleserliche Handschrift auf Rezepten, ähnlich aussehende Medikamentenpackungen, falsche Lagerung –, müsse man mit entsprechenden Maßnahmen reagieren. Wechselberger: „Eine generelle Information der Bevölkerung über das Gefahrenpotenzial medikamentöser Behandlungen ist wichtig. Sie schafft Bewusstsein für den sorgfältigen Umgang mit Medikamenten und unterstützt die Ärzte in ihrer individuellen Aufklärung der Patienten im Rahmen der Behandlung.“

Fälschungssicherheit und Medikationsmanagement

Die Fälschungssicherheit war Apothekerkammerpräsident Max Wellan ein besonderes Anliegen. „Die Medikamente in den österreichischen Apotheken sind hochwertig und sicher. Allerdings kursieren im Internet gefälschte Medikamente, die im harmlosesten Fall völlig unwirksam, schlimmstenfalls aber hochgradig gesundheitsschädlich sind“, so Wellan. Laut WHO würden unseriöse Online-Shops vor allem gefälschte Schmerzmittel, Potenzmittel, Vitamin- und Muskelaufbaupräparate vertreiben.

Die Apothekerinnen und Apotheker sind aufgrund ihres Studiums der Pharmazie und ihrer täglichen Praxis die Experten für Arzneimittel. Wellan: „Wir haben in der Apotheke den Überblick über alle Arzneimittel eines Patienten, auch der rezeptfreien, die eine überproportional hohe Rate an Wechselwirkungen auslösen können.“ Neu auf der Agenda der österreichischen Apotheken sei das Medikationsmanagement, so Wellan weiter: „Wir verstehen darunter eine kontinuierliche Betreuung des Kunden durch ein multiprofessionelles Team zur Erhöhung der Therapietreue des Patienten.“ Kernstück sei eine etwa einstündige Medikationsanalyse, die arzneimittelbezogene Probleme erkennen, lösen bzw. vermeiden solle. Ziel sei die fortlaufende und nachhaltige Erhöhung der Effektivität und Sicherheit der Arzneimitteltherapie, aber auch die Unterstützung der Patienten im Selbstmanagement.

Pflege: 6-R-Regel zentral

Aus Sicht der Pflege müsse vor allem die so genannte „6-R-Regel“ beachtet werden, sagte Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands. „Das bedeutet, dass dem richtigen Patienten zur richtigen Zeit der richtige Wirkstoff in der richtigen Dosis und der richtigen Applikationsform verabreicht wird. Es bedeutet weiters, dass die richtige Dokumentation erfolgt“, so Frohner.

Zu beachten sei auch, inwiefern Patienten in der Lage seien, die verordneten Medikamente selbst einzunehmen bzw. selbst zu verwalten. Frohner: „Menschen, die an Demenz leiden, psychisch Erkrankte oder Kinder benötigen hier unbedingt Unterstützung durch das Pflegefachpersonal.“ Im Rahmen des Entlassungsmanagements und im Bereich der mobilen Pflege müsse auf klare und übersichtliche Informationen zu den verordneten Medikamenten geachtet werden, um die Medikationssicherheit zu gewährleisten. Fallweise seien dabei auch pflegende Angehörige in die Informationskette einzubeziehen.

Auch die Aufbewahrung müsse beachtet werden. Frohner: „Dazu gehört beispielsweise, dass das Medikament in der Verpackung bleibt und nicht über einer bestimmten Raumtemperatur gelagert werden darf.“ Zu beachten sei außerdem, dass einmal angebrochene Arzneimittel mitunter rasch verbraucht werden müssten, z.B. solche in flüssiger Form. Und: „Arzneimittel sind nicht ewig haltbar. Ich empfehle daher dringend, immer das Haltbarkeitsdatum im Auge zu behalten“, betonte Frohner.

E-Medikation als Hoffnungsträger

Als wichtigen Beitrag zur Patienten- und damit auch zur Medikamentensicherheit sah Patientenanwalt Gerald Bachinger die e-Medikation, die aktuell in Testregionen im Probebetrieb läuft: „Die e-Medikation kann in Zukunft Wechsel- und Nebenwirkungen auf einen Blick abrufbar machen. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Patientensicherheit“, hielt Bachinger fest. Gleichzeitig könnten Doppelverschreibungen vermieden werden, was ebenfalls die Sicherheit erhöhe und auch ökonomisch sinnvoll sei. Die wenigsten Nebenund Wechselwirkungen gebe es dann, wenn unnötige Medikation vermieden werde, sagte der Patientenanwalt. „Medikamentensicherheit in den Mittelpunkt von Initiativen und Strategien zur Patientensicherheit zu stellen, halte ich für eminent wichtig. Diese Initiativen sind breit gefächert und reichen von der Einführung neuer digitaler Werkzeuge bis hin zur Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in den Medikationsprozess“, erläuterte Bachinger.

Rückfragehinweise:

Österreichische Plattform Patientensicherheit:

Mag. Nicole Norwood, Tel. 01/4277 – 22203, nicole.norwood@univie.ac.at »

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen:

Mag. Raphaela Pammer, Tel. 01/71100 644505, raphaela.pammer@bmgf.gv.at

Österreichische Ärztekammer:

Mag. Gudrun Kreutner, Tel. 01/404 14 – 600, gudrun.kreutner@apothekerkammer.at

Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband:

Dr. Sanem Keser-Halper, Tel. 01/478 27 10 -17, pflegezeitschrift@oegkv-fv.at

ARGE PatientenanwältInnen:

Dr. Gerald Bachinger, Tel. 02742/9005-15575, E-Mail: gerald.bachinger@noel.gv.at

Bildmaterial

Fotocredit: ÖÄK/Thomas Jantzen

Wien, Juni 2016 Beim 2. Internationalen Tag der Patientensicherheit rund um den 17. September 2016 steht in diesem Jahr das Thema „Medikationssicherheit“ im Mittelpunkt. Der Aktionstag möchte mehr Bewusstsein für die Risiken bei der Anwendung von Medikamenten schaffen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Unter dem Motto „Gemeinsam Medikationsfehler vermeiden“ sind Krankenhäuser, Pflegeheime, Apotheken, Rehabilitationszentren sowie Organisationen und Verbände des Gesundheitswesens aufgerufen, zu zeigen, wie sich entsprechende Gefahren für Patienten möglichst gering halten lassen. Veranstalter der deutsch-österreich-schweizerischen Gemeinschaftsaktion sind das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) (D), die Plattform Patientensicherheit (A) sowie die Stiftung für Patientensicherheit (CH).

Falsch dosierte oder eingenommene Medikamente, versehentlich am falschen Ort infundierte Wirkstoffe, oder eine Kombination verschiedener Arzneimittel mit ungünstiger Wechselwirkung: Fehler bei der Medikamentengabe sind die häufigste Ursache von sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Das Spektrum der Folgen reicht von leichten Gesundheitsstörungen bis hin zum Tod der Patienten. UAW sind verantwortlich für fünf Prozent aller Einweisungen in Krankenhäuser – und enden bei etwa zwei Prozent der Betroffenen tödlich. Etwa jede zweite UAW gehe auf Medikationsfehler zurück, sei also grundsätzlich vermeidbar, so die Veranstalter des Aktionstags.

Ältere Patienten erleiden häufiger UAWs, weil sie krankheitsbedingt oft mehr Medikamente einnehmen. Zudem verändert sich ihr Stoffwechsel altersbedingt, was die Wirkung und Verträglichkeit von Medikamenten beeinträchtigen kann. Neben der gesundheitlichen Schädigung der Patienten belasten Medikationsfehler durch ihre Folgekosten auch das Gesundheitssystem.

„Diese Problematik wird sich durch den demografischen Wandel mit einer alternden Gesellschaft weiter verschärfen“, stellen Hedwig François-Kettner, 1. Vorsitzende des APS, Dr. Brigitte Ettl, Präsidentin der Plattform Patientensicherheit Österreich und Prof. Dr. Dieter Conen, Präsident der Stiftung für Patientensicherheit in der Schweiz, fest.
Gleichzeitig würden die Abläufe in der Gesundheitsversorgung immer komplexer.

„Leider werden sich unerwünschte Ereignisse trotz aller Sorgfalt nie ganz vermeiden lassen“, sagen sie. Dennoch sei das erklärte Ziel, die Risiken bei der Gabe von Arzneimitteln so gering wie möglich zu halten: „Wir möchten zeigen, dass wir alle dazu beitragen können, das Bewusstsein für vermeidbare Gefahren rund um die Gabe von Medikamenten zu schärfen und damit die Medikationssicherheit weiter zu erhöhen“.

Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wollen die Veranstalter gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen ein Zeichen setzen: „Patientensicherheit soll eine entscheidende Rolle bei der medizinischen Versorgung einnehmen.“

Alle Gesundheitseinrichtungen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz sind deshalb aufgerufen, teilzunehmen. Sie sollen zeigen, was sie bereits tun, um die vielfältigen Risiken bei der Anwendung von Medikamenten zu vermeiden. Geplant sind Aktionen wie Tage der offenen Tür, Podiumsdiskussionen, Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen.
„Wenn alle zusammen arbeiten, können Patientenschäden in Gesundheitseinrichtungen auf ein Minimumreduziert und damit ein wichtiger Beitrag für mehr Patientensicherheit geleistet werden“, betonen die Vorsitzenden der drei Partnerorganisationen.

- Bei Abdruck Beleg erbeten -

Ansprechpartner Deutschland und Schweiz:

Deutschland:
Conny Wiebe Franzen, Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS)
wiebe@aps-ev.de

Schweiz:
Petra Seeburger, Stiftung für Patientensicherheit
Tel. 079 274 91 55
seeburger@patientensicherheit.ch

Pressekontakt bei Rückfragen:

Welldone Werbung und PR GmbH
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Presse Archiv 2015

© Welldone/APA-Fotoservice/Hörmandinger
Im Bild v.l.n.r.: Dr. Gerald Bachinger (Sprecher der ARGE der Patientenanwälte Österreichs), Dr. Sabine Oberhauser (Bundesministerin für Gesundheit), Mag. Hanns Kratzer (PERI Consulting GmbH), DGKS Ursula Frohner (Präsidentin des ÖGKV), Dr. Artur Wechselberger (Präsident der ÖÄK), Dr. Brigitte Ettl (Präsidentin der Plattform Patientensicherheit), Dr. Franz Allerberger (Vorstandsmitglied der ÖGHMP), Mag. Gabriele Jaksch (Präsidentin MTD-Austria)

Wien, 10. September 2015 - Eine verbesserte medizinische Versorgung durch mehr Sicherheit für die Patienten ist das Hauptanliegen der Österreichischen Plattform Patientensicherheit. Zur Schaffung entsprechender Awareness im deutschsprachigen Raum wurde daher auf Initiative der Plattform Patientensicherheit (A), gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit (D) und der Stiftung für Patientensicherheit (CH), der 1. Internationale Tag der Patientensicherheit ausgerufen. Dieser findet erstmals am 17. September 2015 statt und fasst unterschiedliche Maßnahmen in Gesundheitseinrichtungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammen. Im Vorfeld dazu informierten Experten zum Thema und lieferten wichtige Impulse sowie Einblicke in die gelebte Praxis. Eröffnet wurde die Pressekonferenz von Gesundheitsministerin Dr. Sabine OBERHAUSER.

Zu den häufigsten Komplikationen im Rahmen eines Krankenhausaufenthalts zählen Infektionen, die erst im Zuge der Behandlung entstehen. Diese nennt man therapieassoziierte oder nosokomiale Infektionen. An solchen erkranken in Europa laut Angaben des European Center of Disease Control (ECDC) rund 4,1 Millionen Patienten pro Jahr. In etwa 37.000 Fällen ist der Verlauf tödlich. Experten schätzen, dass sich 20 bis 30 Prozent dieser Infektionen durch intensive Hygiene- und Kontrollmaßnahmen verhindern ließen. "Als Gesundheitsministerin ist es mir wichtig, dass in der Gesundheitsversorgung die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt stehen und dass für ihre Sicherheit und ihre Bedürfnisse gesorgt wird. Die gesundheitliche Versorgung soll unabhängig davon, wo und in welcher Einrichtung sie erbracht wird, sicher, effektiv und leicht zugänglich sein. Damit ist Patientensicherheit ein wesentlicher Aspekt aller gesundheitspolitischen Maßnahmen, so auch der geplanten Stärkung der Primärversorgung", so Gesundheitsministerin Dr. Sabine OBERHAUSER.

Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen in Österreich, Deutschland und der Schweiz soll ein Zeichen gesetzt werden. "Um das Bewusstsein für vermeidbare Risiken zu schärfen, wurde der 17. September zum Internationalen Tag der Patientensicherheit ausgerufen mit dem Ziel aufzuzeigen, was von den Gesundheitsberufen bereits geleistet wird, um die Patienten bestmöglich zu schützen. Wir können alle jeden Tag noch besser werden. Entscheidend ist auch, dass Patienten und Bürger erfahren, was sie persönlich für ihre Sicherheit tun können, ohne sie zu verängstigen. Der Internationale Tag der Patientensicherheit lebt vom Mitmachen", erläutert die Präsidentin der Plattform Patientensicherheit und Ärztliche Direktorin des KH Hietzing, Dr. Brigitte ETTL.

Hygiene im Mittelpunkt

Das Thema "Hygiene und Vermeidung von Infektionen in Gesundheitseinrichtungen" steht im Mittelpunkt des 1. Internationalen Tages der Patientensicherheit. Zahlreiche Gesundheitseinrichtungen im deutschsprachigen Raum werden an diesem Tag zeigen, was alles getan wird, um derartige Infektionen und andere Risiken zu vermeiden. Die Patienten - sowie alle, die es einmal werden könnten - haben in Form von Podiumsdiskussionen, Informationsveranstaltungen sowie Tagen der offenen Türe in Krankenhäusern, Unikliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen die Möglichkeit zu erfahren, wie sie sich selbst wirksam schützen können. Auf Zahlen, die das tatsächliche Ausmaß von Krankenhausinfektionen deutlich werden lassen, verweist Dr. Franz ALLERBERGER, Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP): "In einer in den Jahren 2011/2012 europaweit durchgeführten Studie - darunter neun österreichische Krankenanstalten - zeigte sich, dass sich in Akutkrankenhäusern bei einem von 18 Patienten (6 %; länderspezifische Bandbreite 2,3 % - 10,8 %) eine Krankenhausinfektion findet. Nosokomiale Infektionen gehören zu den häufigsten Komplikationen eines Krankenhausaufenthaltes. Sie verlängern den Krankenhausaufenthalt, erfordern mehr Diagnostik- und Behandlungsaufwand und sind mit Mehrkosten verbunden. Das Auftreten von multiresistenten Erregern kann die Behandlung zusätzlich verkomplizieren." Das Motto lautet: Jede Infektion, die verhindert werden kann, vermeidet Leid und Kosten. In der kollektiven Zusammenarbeit können nosokomiale Infektionen in Gesundheitseinrichtungen auf ein Mindestmaß reduziert und damit ein wichtiger Beitrag für mehr Patientensicherheit geleistet werden.

Fachpersonal ist essentiell

"Als Dreh- und Angelpunkt in der direkten Patientenversorgung hat das Pflegefachpersonal, wenn Hygienemaßnahmen umzusetzen sind, zentrale Bedeutung. Darüber hinaus geht es aber auch darum, Patientinnen und Patienten, sowie deren Angehörige zum Thema Hygiene zu sensibilisieren und sie für die Anwendung von Hygienemaßnahmen zu schulen", so Ursula FROHNER, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV). Als effizienteste Maßnahme gegen Infektionskrankheiten gilt laut FROHNER eine konsequente Händedesinfektion. Auch Mag. Gabriele JAKSCH, Präsidentin der MTD-Austria, dem Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste, vertritt diese Haltung und ergänzt: "Damit ist es allerdings nicht getan: wenig ist erreicht, wenn sich Patientinnen und Patienten zwar bei Behandlung oder Beratung im hygienisch einwandfreien Umfeld befinden, aber selbst nicht gelernt haben, außerhalb dieses Rahmens auf die notwendige Hygiene zu achten. Diesbezügliche Er- und Aufklärung durch uns als Gesundheitsberufe ist essentiell - über alle Alters- und Einkommensschichten hinweg. Hygienestandards sind nicht nur für Krankenhäuser und Praxen, sondern in allen Gesundheitseinrichtungen ein unverzichtbares Regelwerk."

Mitverantwortung seitens der Patienten

Um die Mitverantwortung der Patienten stärker hervorzuheben, hat die Plattform Patientensicherheit im Rahmen der Pressekonferenz einen Info-Flyer präsentiert, der zur Optimierung der Situation in Österreich beitragen soll. Dieser wurde gemeinsam mit der Initiative Sicherheit im OP entwickelt und enthält hilfreiche Tipps im Umgang mit Hygiene im täglichen Leben. Der Patient selbst kann und muss sich den Gefahren von Infektionen bewusst werden. Im Zuge dessen soll der Info-Flyer aufklären und Awareness dafür schaffen, welche Maßnahmen zum Selbstschutz ergriffen werden können. Dazu gehören neben dem Gespräch mit dem Arzt auch Achtsamkeit gegenüber bestimmten Symptomen wie Rötungen, Schmerzen oder Flüssigkeitsaustritt, Kenntnis einer effektiven Handhygiene, Informationen zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen sowie die Möglichkeiten der Risikominimierung im Zusammenhang mit Impfmaßnahmen.

Qualitätssicherung und Risikomanagement

Auch im Bereich des Qualitätsmanagements ist Patientensicherheit ein wesentlicher Aspekt. Patienten müssen mehr Informationen zu den Risiken von Infektionen erhalten und auch die komplexen Situationen, mit denen das Gesundheitspersonal zu kämpfen hat, dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Von Seiten der Österreichischen Ärztekammer wurden bereits mehrere Initiativen zur Qualitätssicherung ins Leben gerufen. Darunter etwa die Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin (ÖQMed), die sämtliche Ordinationen und Gruppenpraxen im gesamten Bundesgebiet einer Qualitätsüberprüfung unterzieht, oder das Beinahe-Fehler- und Fehlermeldesystem CIRSmedical (Critical Incident Reporting System), welches Fallberichte bearbeitet, bewertet und publiziert. Dr. Artur WECHSELBERGER, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, weiß um die Schwierigkeiten für die Ärzteschaft aber auch über die Auswirkungen auf die Patienten Bescheid: "Die Themen Patientensicherheit, Qualitätssicherung und das Erkennen bzw. Vermeiden von potenziellen Fehlern als essenzielle Bestandteile des ärztlichen Berufes haben sich etabliert. Dazu gehört insbesondere der offene, transparente Umgang mit medizinischen Risiken, aber auch mit Beinahe-Fehlern und Fehlern oder Komplikationen. Ein ehrlicher und verantwortungsvoller Zugang zu den in der Gefahrengeneigtheit des Handelns liegenden Bedrohungen soll den Patientinnen und Patienten die Sicherheit geben, dass die Ärzteschaft genau weiß, wie medizinische Risiken und Fehler zu handhaben sind, um Schaden von ihnen abzuwenden. Es ist Aufgabe der ÖÄK, die österreichischen Ärztinnen und Ärzte in diesem Bestreben intensiv zu unterstützen und damit die Qualität der Leistungserbringung und die Patientensicherheit zu fördern", so WECHSELBERGER.

Patientenanwaltschaft tritt für weitere Maßnahmen ein

Obwohl es keine 100 prozentige Sicherheit gibt Infektionen gänzlich aus der Welt schaffen zu können, kann unter dem Aspekt der Sicherheit vieles möglich gemacht werden. Dr. Gerald BACHINGER, Sprecher der Österreichischen Patientenanwälte, betont die vielen Initiativen, die in Österreich bereits umgesetzt wurden, so etwa die CIRS-Systeme, OP-Checklisten oder Schulungsmaßnahmen und spricht sich für weitere Schritte zur Steigerung der Patientensicherheit aus: "Patientensicherheit und Risikomanagement haben in den letzten Jahren großen Stellenwert in den nationalen Gesundheitssystemen erhalten. Auch Patienten können einen wichtigen Beitrag zu mehr Patientensicherheit leisten. Im Projekt ‚sicher ist sicher‘ erhalten Patienten Ratschläge, wie sie sich selbst für mehr Patientensicherheit einbringen können", so BACHINGER.

Über die Plattform Patientensicherheit:

Die Österreichische Plattform für Patientensicherheit wurde im November 2008 im Zuge des Projekts EUNetPAS (7. EU-Rahmenprogramm) und auf Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit gegründet. Damit konnte erstmals eine systematische Bearbeitung von aktuellen Themenfeldern zur Patientensicherheit in Österreich gestartet werden. Ziel und Strategie dieses Expertenforums ist die Etablierung und das Betreiben eines unabhängigen, dynamischen und konstruktiven Netzwerkes, dem die wesentlichen Einrichtungen und Experten des österreichischen Gesundheitssystems angehören, die sich mit Patientensicherheit beschäftigen. Im Zentrum der Arbeit steht die Förderung der Patienten- und Mitarbeitersicherheit in Österreich durch Forschung, Koordination von Projekten, Vernetzung und Information. Schwerpunkte und Handlungsfelder der Patientensicherheit sollen identifiziert und analysiert werden, um daraus interdisziplinär Lösungen zu entwickeln und zu verbreiten.

Weitere Informationen:

www.tagderpatientensicherheit.at »
www.patient-safety-day.org »
www.plattformpatientensicherheit.at »

Rückfragen & Kontakt:

Welldone Werbung und PR GmbH
Maximilian Kunz, MAS, MBA und Mag. Elisabeth Rapp
Public Relations Lazarettgasse 19/OG 4, 1090 Wien
Tel: 01-402 13 41-37 | pr@welldone.at

1. Internationaler Aktionstag am 17. September 2015 will Bewusstsein schaffen

(Wien, 2015-05-18) Menschen gehen in Gesundheitseinrichtungen in der Hoffnung, gesund zu werden. In etwa acht bis 12 Prozent der Fälle kommt es jedoch zu einem unerwünschten Ereignis, bei dem die Patientin oder der Patient einen Schaden erleidet. Die schlechte Nachricht: Das lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Die gute Nachricht: Sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gesundheitseinrichtungen als auch die Patientinnen und Patienten können dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen.

Presse Archiv 2013

Mittwoch, 13. November 2013
12.00 bis 17.00 Uhr
Ort: Krankenhaus Hietzing, 1130 Wolkersbergenstraße 1
Veranstaltungszentrum am Areal des Geriatriezentrums Wienerwald

(Wien, Salzburg, 2013-11-06) – Am 19. November wird sich in den Salzburger Landeskliniken alles um Qualität und Sicherheit drehen. Gemeinsam mit der Österreichischen Plattform Patientensicherheit wird der 1. Patientensicherheitstag der SALK veranstaltet. Vorträge, eine Poster-Ausstellung, eine Film-Ecke und In-formationsstände werden die Vielfalt des Themas sowohl für Patientinnen/Patienten und Angehörige als auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassend darstellen.